Promovendin:
Berit Glanz
Arbeitsbereich:
Skandinavistische Literaturwissenschaft
Betreuer:
Prof. Dr. Joachim Schiedermair
Arbeitstitel: Modernisierung an der Peripherie – Wie die isländische und norwegische Nationalromantik Modernisierung verhandelt
Abstract:
Romantische Texte, die in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Island und Norwegen entstanden, werden in der Forschung gewöhnlich als nationalromantisch und anti-modern gedeutet. Als Grund dafür wird die abgeschiedene Lage und die darauf zurückzuführende späte Applikation romantischer Tendenzen der skandinavischen Zentren angegeben. Mit Bezug auf Juri Lotmans Semiosphärenmodell soll in der Dissertation gezeigt werden, wie in Island und Norwegen, die als periphere Regionen im Sinne Lotmans betrachtet werden, romantische Verfahrensweisen aus den Zentren Europas literarisch aufgegriffen, abgewandelt und weitergeführt werden; dabei – so die These – lässt sich eine eigene Auseinandersetzung mit den frühen Phänomenen der Modernisierung erkennen, die nicht zwangsläufig als anti-modern zu bezeichnen ist. Analysegegenstand ist die isländische Zeitschrift Fjölnir (1835-1847), multimediale Ereignisse wie das in Oslo inszenierte Tableau Vivant Brudeferden i Hardanger (1848/49) und Bildbände wie Norske Folkelivsbilleder (1854, 1858, 1861), die als konkrete Positionierungen einer peripheren Region im europäischen Modernisierungsdiskurs betrachtet werden.