1864 erleidet Dänemark im Krieg gegen Preußen eine traumatische Niederlage, die in der dänischen Erinnerungskultur wirkmächtig nachhallt. In Deutschland ist dieser Krieg heute weitgehend vergessen. 160 Jahre nach diesen Ereignissen ist der Blick auf literarische Kriegslandschaften in Europa aktuell wie lange nicht. Ausgehend von der Frage, wie 1864 in den Literaturen der beiden Länder verhandelt wird, weitet die internationale Tagung den Blick über den dänisch-deutschen Kontext hinaus. Mit welchen – überregional geteilten oder umkämpften – Sprach- und Bilderwelten begegnen Literaturen dem Leid auf den Schlachtfeldern und dessen Folgen? Inwiefern prägen mediale Dispositive das Erzählbare vor, etwa mit Blick auf die seit Mitte des 19. Jahrhunderts einsetzende Beschleunigung der Zirkulation von Bildern und Nachrichten, internationale Korrespondentennetzwerke oder hybride Erzählformen? Welche Zwischenräume und Handlungsmöglichkeiten eröffnen Erzählungen von gewaltsamen Umbrüchen und Kriegsromane ihren Figuren und ihrer Leserschaft jenseits nationaler Einschreibungen?

___________________________

PROGRAMM

Montag, 06.05.2024 (10:00-16:30 Uhr / Alfried Krupp Wissenschaftskolleg)

10:00 Begrüßung (Clemens Räthel und Alexander Waszynski)

10:15 Stephan Michael Schröder (Köln): Die (Un-?)Möglichkeit von Bellographie – am Beispiel dänischer Literatur über 1864

11:00 Birthe Hoffmann (Kopenhagen): Zwischen Zauberwelt und Ziegenstall – der ambivalente Blick des ‚Nordlandfahrers‘ in Fontanes Reiseschilderungen aus Dänemark 1864

11:45 Pause

12:15 Stephan Brändle (Berlin):  Telegrammatischer Krieg. Journalismus im Zeitalter des Telegraphen

13:00 Mittagspause

14:30 Joachim Schiedermair (München): Verzeichnete Erinnerungen. Der zweite Weltkrieg in aktuellen norwegischen Comics

15:15 Paula Friedericke Hartmann (Greifswald): Generationsübergreifende Erzählungen. Kriegsfamilien in skandinavischen und deutschsprachigen Graphic Novels

16:00 Abschlussdiskussion

16:30 Ende des Workshops